System zur Verschriftung der Mundartlautung (Lautschrift)

Die dialektale Lautung der Ortsnamen wird gemäß den Richtlinien für die Bearbeitung des »His­torischen Ortsnamenbuchs von Bayern (HONB)« verschriftet, vgl. Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 53/2 (1990), S. 444-446. Zusätzlich werden Halblängen durch übergesetzten Zirkumflex ˆ bezeichnet. Die folgende Übersicht enthält Zeichen, die in der neuhochdeutschen Standardorthographie nicht verwendet werden, und Zei­chen, die im Zusammenhang mit der hier benutzten Lautschrift exakt definiert werden müssen, mit Angabe des jeweiligen Lautwerts:

Vokale

a   wie in hochdt. Acker, schwäb. [wāgǝ] ›Wagen‹
å   »dunkles« a, wie in bair. [khåts̩] ›Katze‹
ą   »helles« a, wie in bair. fąs̩l̥ ›Fässlein‹
e   geschlossenes e, wie in hochdt. See
ę   offenes e, wie in hochdt. Sessel
i   geschlossenes i, wie in hochdt. Igel
į   offenes i, wie in hochdt. Kissen
o   geschlossenes o, wie in hochdt. Boden
ǫ   offenes o, wie in hochdt. Schloss
u   geschlossenes u, wie in hochdt. Stube
ų   offenes u, wie in hochdt. Kuss
ë   gerundetes e (zwischen e und ö)
ï   gerundetes i (zwischen i und ü)
  i als Gleitlaut zwischen Vokalen
  u als Gleitlaut zwischen Vokalen
ɐ   reduzierter a-ähnlicher Laut, wie in hochdt. Bier [= bīɐ]
ǝ   reduzierter e-ähnlicher Laut, wie in hochdt. Bohne [= bōnǝ]
  reduzierter i-ähnlicher Laut\

Konsonanten

  Fortis-f (scharfes f), wie in hochdt. Saft
kh behauchtes k, wie in hochdt. Kalb [=khalp]
 silbenbildende Konsonanten, wie in schwäb. [nūdl̥] ›Nudel‹
 "
 "
 "
ŋ   wie hochdt. ng in fangen
r   Zungenspitzen-r (»gerollter« Zungenspitzenlaut)
R  Zäpfchen-r (am Zäpfchen gebildeter Reibelaut)
  Fortis-s (scharfes s [= ß]), wie in hochdt. lassen
  Lenis-sch (weicher Zischlaut), wie in hochdt. Schnee
š̩   Fortis-sch (scharfer Zischlaut), wie in hochdt. Fisch
x   Lenis-ch (weicher, am hinteren Zungenrücken gebildeter Reibelaut), wie in hochdt. Suche
  Fortis-ch (scharfer hinterer Reibelaut), wie in hochdt. Sache
χ   Lenis-ch (weicher, am harten Gaumen gebildeter Reibelaut), wie in hochdt. kriechen
χ̩   Fortis-ch (scharfer vorderer Reibelaut), wie in hochdt. wichtig\

zusätzliche unterscheidende Zeichen (diakritische Zeichen)

ˉ   Bezeichnung von langen Vokalen: ā, ē, ī, ō, ū
ˆ   Bezeichnung von halblangen Vokalen: â, ê, î, ô, û
˜   Bezeichnung von nasalierten Vokalen: ã, ẽ, õ etc.
–  Bezeichnung von zentralisierten (im mittleren Mundraum gesprochenen) Vokalen: a̶, e̶, o̶ etc.
˛   Bezeichnung des höheren Öffnungsgrads: ą, ę, ǫ etc.\

Zur exakten Verschriftung vokalischer Laute können verschiedene diakritische Zeichen miteinander kombiniert werden. So bezeichnet etwa ę̃̄ ein offenes, nasaliertes, langes e.

Zwielaute (Diphthonge) werden durch Zusammenstellung der Einzellautzeichen wieder­gegeben, so z. B. ae/aį (vgl. hochdt. ai/ei), oe/oį (vgl. hochdt. eu/oi), ao (vgl. hochdt. au), ei/eį (vgl. engl. grey, way).

Konsonantengruppen werden durch Zusammenstellen der Einzellautzeichen wieder­gegeben, so z. B. bf (Lenis), pf̩ (Fortis), ds (Lenis), ts̩ (Fortis).

Vokale mit extremer Kürze und extrem schwach gesprochene Konsonanten werden hochge­stellt (z. B. kh). Die Betonung wird nur dann durch Akzent angegeben, wenn der Ortsname nicht auf der ersten Silbe betont wird (vgl. [hęrədsrį̂́əd], Mundartform von Heretsried) oder wenn ausdrücklich auf die Betonung auf der ersten Silbe hingewiesen werden soll.